8. August 2021

Tasforce Hochwasser - Einsatz vom 24./25. Juli 2021

Üblicherweise landen wir die Blogeinträge zeitnah zum Projekt. Diesmal brauchte das Autorenteam etwas Zeit zum Verarbeiten des Erlebten. Manche Bilder und Gespräche mit Betroffenen schwirren immer noch im Kopf, die lassen wir an dieser Stelle erst mal außen vor.

Dankbar sind wir für die HilfsBrücke, eine Initiative in Vereinsgründungsphase in der Verbandsgemeinde Kirchberg. Dieses Projekt wird am Ende dieses Posts vorgestellt.


Diese Grafik war am Sonntag, den 18. Juli 2021 im Status des Zugpädagogen. An zwei strukturell wichtigen Stellen gab es auf Nachfrage keine bestehende Sofortmaßnahme also beschloss ich, selbst tätig zu werden.

Angeregt durch Videos von Pastor Mario Wahnschaffe auf Instagram nahm ich mit ihm Kontakt auf. Dadurch wurden wir zu einer koordinierten Einsatzgruppe des Krisenstabs Evangelische Allianz Bonn/Rhein-Sieg. Wir waren keine Rambos im Alleingang, sondern abgestimmt und in enger Kommunikation und Absprache. Mit im Team waren langjährig erfahrene Katastrophenhelfer.

Innerhalb weniger Stunden meldeten sich einige Personen, nach paar Tagen waren es 35 Menschen, die sich auf diese Ausschreibung an mich wandten.

Nun fand die Planung dieses Einsatzes inmitten des größten und wichtigsten Projekts des Jugendzentrums "Am Zug" statt: das Sommerferienprogramm "KiNDER AM ZUG! [2021]". Die Blogeinträge direkt vornedran dokumentieren dieses besondere und für uns jedes Mal neu herausragende Projekt in der Jahresplanung. 

Während der Projektwoche hatte ich Kontakt mit Mario und seinem Kollegen Matthias Reinartz, beide sind Pastoren im CLW Bonn. Sie organisierten für uns eine gute Unterkunft im Motel One Bonn-Beethoven. Das entspannte die Sache sehr, allein vom zeitlichen Planungsaufwand inmitten einer sowieso planmäßig richtig krassen Arbeitswoche. Wir hatten schon damit gerechnet, einige Zeit aufwenden zu müssen, um abends verschiedene private Quartiere anzusteuern.

Mit einem Frühstück am Samstagmorgen, den 24. Juli 2021 um 09:00 Uhr war der geplante Projektstart, mit dem für eine solche Situation unumgänglichen Kennenlernen. Wir können nicht wildfremde Leute miteinander in einen Hilfseinsatz mitnehmen, wenn die sich nicht wenigstens mal kurz kennengelernt haben.

Auf dem Weg bis zu diesem Frühstück verabschiedeten sich bereits ein paar Leute aus der Gruppe. Manch einem war die geplante Abfahrt um 10:00 Uhr zu spät, da sie selbst nur wenig Zeit einsetzen konnten. Interessierte aus Speyer starteten eine eigene Gruppe und wollten auch ein paar Tage früher anreisen. Freunde aus Weinsheim (Region Bad Kreuznach) wurden auch durch diesen Aufruf inspiriert, eine eigene Gruppe zu starten.

Es war einfach sehr ermutigend zu sehen, das sich Menschen melden, die einfach helfen möchten.

Kurz vor der Abfahrt wurde dann noch mal neu durchgerechnet und festgestellt, dass der zweite Sprinter von SiXT aufgrund der Gesamtpersonenanzahl von nun 21 Personen nicht mehr vonnöten ist. Also haben wir den in Kirchberg stehen gelassen.

Die Fahrt fand als Konvoi statt. Das langsamste Fahrzeug mit schwerem Anhänger samt RAPPLER (Einachsschlepper AGRIA 2800D) sollte die Führung übernehmen und nach besprochener Reihenfolge dann die weiteren Fahrzeuge sich einreihen und der SiXT-Sprinter  mit durchzugsstarkem 3.0-Liter Dieselagregat sollte das Schlusslicht bilden.

Im Autausch waren wir dank frisch aufgeladener Handys und konnten neue Routen kurzfristig miteinander abstimmen. Die gesamte Region Ahrtal war großräumig abgesperrt. Teile der A61 waren unterspült und dieser Streckenabschnitt muss erst noch ganz neu aufgebaut werden.

Die persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen stellen wir hier nicht ein, die werden von den Einsatzmitgliedern im eigenen Ermessen und Umstand dort kommuniziert, wo sie es für richtig halten. Gleiches gilt auch für Bilder von zerstörtem Privateigentum, das haben wir bewusst außen vor gelassen. Auch hier gilt es, Privatsphäre zu achten und zu schützen.


Es folgen nun die Bilder, um einen kleinen Einblick in zwei prall-volle Tage zu geben.


Kennenlern-Frühstück im Jugendzentrum "Am Zug"


Dokumentation der ersten Einsatzbesprechung. 


Parkplatz unseres Doppelachsers in Kalenborn (hier war die letzte große Polizeisperre)


Der RAPPLER wurde umgehend als geländegängiges Transportmittel eingesetzt. Die erste Fahrt ins Ahrtal war Material (Schippen usw.) und einige Hundert Liter Wasser (wurden extra aus Berlin angefahren). Vor Ort stellten wir fest, dass der Werkzeugkasten des RAPPLERs nicht mit auf die Tour genommen wurde. Dort befinden sich aber die zum Starten des Dieselmotor obligatorischen Zündfixe. Nun probierten wir das alte Gefährt ohne Zündfix an der Kurbel zu starten. Es hat etwas gedauert, aber dann doch funktioniert. 


Ankunft in Altenburg, wir gucken uns die Ahr an und sehen einen Bach mit 5-6m Breite ...


Dieses Bild ist mein persönlicher Regenbogen. Inmitten des gesamten Chaos steht eine kleine Kirche auf Felsen und blinkt in dem Gesamteindruck wie ein Diamant.


Klassenzimmer in Altenburg. Die Schalldämmung an der Decke ist voll mit dreckigem Wasser und muss wegen der drohenden Schimmelbildung aus dem Gebäude entfernt werden.


Wir sehen viele Großgeräte (Bagger, Traktoren, Radlader), meistens sind es Maschinen von Unternehmern, Landwirten und Garten- und Landschaftsbauern.


Die Kraft von Wassermassen kann man sich auch im Rückblick nur schwer vorstellen.


Mancher Baum blieb noch ein seiner Wurzel hängen. Manches Haus wurde einfach weggespült.


Mit dieser Einsatzgruppe waren wir vor Ort (es sind nicht alle mit auf dem Bild, wir waren zum Teil an verschiedenen Standorten eingesetzt).


Der RAPPLER konnte ein paar Fahrten machen, die uns sonst zu Fuß stundenlang aufgehalten hätten. Ein sehr nützliches Gefährt vor Ort.


Am späten Abend in Bonn, bei der Reflektionsrunde.


Am nächsten Morgen fuhren wir nach einem reichhaltigen Frühstück im Motel One wieder nach Altenburg. Wir passierten sämtliche Polizeisperren Dank unserer Vernetzung mit den zuständigen Einsatzverantwortlichen (Bundeswehr) vor Ort.


Auf diesem LKW wurden die Einrichtungsgegenstände der Schule weggefahren. Es war kaum was zu retten. Der feine Schlamm hat viele körperschädliche Inhaltsstoffe.


Wir waren beeindruckt, wie super organisiert die Soldaten der Bundeswehr waren.
Das Bild ist extra stark reduziert, dass weder Gesichter noch Dienstgrade erkennbar sind.


Normaler Straßenverkehr in Altenburg.


Die Verpflegung für Helfende und Anwohnende war top organisiert. Echt klasse.


Ohne Kommentar


Dieser Blogeintrag endet mit dem Einsatzteam. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Helfer im Krisengebiet, egal ob professionelle Einsatzgruppen wie Bundeswehr, Feuerwehr, Polizei, Technisches Hilfswerk, Katastrophenschutz usw. oder die freiwilligen Helfer und Initiativen. Gemeinsam machen wir in dieser großen Not einen spürbaren Unterschied. Danke an jeden einzelnen aus unserem Team, für das spontane Einspringen. Not kann man nicht planen, da reagiert man mit dem Herzen. Bei den Autofahrten und auch im Hotel hatten wir gute Gespräche und es ist klar, das hier war und ist keine Eintagsfliege. Mit den entsprechenden Ansprechpartnern und Netzwerken werden wir auch langfristig schauen, welchen Beitrag wir leisten können. Es wird vielleicht stärker in die Richtung direkter Kontakt mit den Menschen sein, nun gilt es aber erst mal die grundlegende Infrastruktur wiederherzustellen. 

Lasst uns auch da gemeinsam weiter am Ball bleiben und nachhaltige Unterstützung im Blick behalten.


Die HilfsBrücke der Verbandsgemeinde Kirchberg (Verein in Gründung) ist ein von der Gemündener Ortbürgermeisterin Agnes Chudy-Endres initiiertes Projekt. Weitere Partner und Unterstützer haben sich mit dazu gesellt und aktuell wird aus der Initiative ein Verein gegründet.

Website: https://www.hilfsbruecke-vg-kirchberg.com/

E-Mail: hilfsbruecke.vgkirchberg@gmail.com

Mobil: +49 (0)179 430 4050

Facebook: https://www.facebook.com/HilfsBrueckeVGKirchberg


Wenn du von weiter weg kommst, hör´ dich mal in deiner näheren Region um, welche Hilfsangebote für die Betroffenen im Hochwassergebiet angerollt sind.

Wir finden es immer gut, wenn man sich in Netzwerke möglichst nah am Ort, wo man selbst wohnt, einbringt. Dank der Digitalisierung können wir uns auch global vernetzen, aber das klappt nur auf der Grundlage von funktionieren lokalen Gegebenheiten.



Wir bedanken uns insbesondere bei diesen uns bekannten Kooperationspartnern, Sponsoren und Unterstützern konkret für diesen Einsatz (alphabetisch sortiert):


Baustoff Krämer 

Caravan Park Hunsrück

DIVERSIO

Hieronimi

Kerbricher Fassenachtsverein

Kleid Gerüstbau GmbH

Landwirt Udo Kunz

Mietpark Massmig

Motel One Bonn-Beethoven

OCHS GmbH

Ortsbürgermeisterin Agnes Chudy-Endres

Reifen Martin (Inh. Jürgen Schäfer)

Reinhold & Nicole Roth

SiXT Autovermietung

X-Change (Ralf Frick)

Keine Kommentare: